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Visper Bäckerlegende hört auf

Der «Chevalier du Bon Pain» zeigt noch einmal zwei seiner ausgezeichneten Produkte: die Walliser Baumnusstorte (l.) und das bekannte Visperbrot.
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Der «Chevalier du Bon Pain» zeigt noch einmal zwei seiner ausgezeichneten Produkte: die Walliser Baumnusstorte (l.) und das bekannte Visperbrot.
Foto: RZ

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Die 1966 gegründete Bäckerei Schwarz gibt es nicht mehr. Josef-Marie Schwarz hat seinen Laden an der Visper Bahnhofstrasse per 1. Juni der Bäckerei Imboden übergeben.

Gerüchte gab es schon lange. Jetzt ist es fix. Die Visper Bäckerlegende Josef-Marie Schwarz hört auf. Nach zwei Burn-Outs in den vergangenen Jahren hat der 63-Jährige nun beschlossen, aus gesundheitlichen Gründen beruflich kürzerzutreten. Seine Filiale an der Visper Bahnhofstrasse ist am 1. Juni von der Bäckerei Imboden übernommen worden. «Ursprünglich wollte ich im September aufhören. Mit der Bäckerei Imboden habe ich jetzt eine schnelle Lösung gefunden», erklärt Schwarz seinen für viele doch plötzlich kommenden Abschied.

Schon als Kind in der Bäckerei gearbeitet
Mehr als 50 Jahre lang war Schwarz in der Bäckerei engagiert. «Für mich gab es nie etwas anderes. Schon als Kind habe ich im elterlichen Betrieb mitgeholfen», erzählt er. Danach absolvierte er dort auch die Bäckerlehre. Seine Eltern Josef und Hanny Schwarz haben seinerzeit 1966 die Bäckerei an der Visper Bahnhofstrasse von der Familie Abegg übernommen. Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm Josef-Marie Schwarz zusammen mit seinem Schwager Stefan Fux 1989 die Bäckerei. Im Laufe der Jahre vergrösserte sich der Betrieb und es kam eine Filiale mit TeaRoom auf dem Visper Kaufplatz, eine im Pam und eine in Visperterminen dazu. Nach dem Ausstieg seines Schwagers 2005 führte Josef-Marie Schwarz den Betrieb zusammen mit seiner Frau Anneliese weiter. Sein Sohn Andreas absolvierte 2007 als gelernter Kaminfeger eine zweite Lehre als Bäcker-Konditor und stieg in den Betrieb ein. «Meiner Frau Anneliese und meinem Sohn Andreas gebührt ein grosser Dank. Sie waren mir während meines Burnouts eine grosse Hilfe und Stützte», blickt Josef-Marie auf die schwierige Zeit zurück, als er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Sein Sohn Andreas wollte aber nicht die Bäckerei übernehmen und hörte 2015 auf.

Ein «Chevalier du Bon Pain»
Die Bäckerei Schwarz war immer bekannt für ihr gutes Brot. Schon Firmengründer Josef wurde ausgezeichnet und bekam etwa den Titel «Chevalier du Bon Pain» verliehen. Diese Auszeichnung «Ehrenritter des Brotes» muss immer wieder durch gute Leistungen bestätigt werden, ähnlich wie bei einem Gault-Millau- oder Michelin-Koch. «Ich bin sehr stolz, dass ich wie schon mein Vater diesen Titel bekommen habe», sagt Schwarz. Mit seinem bekannten Visperbrot gewann er an der Swiss-Bakery-Trophy die Goldmedaille, mit seiner Walliser Baumnusstorte Silber.

Abschied auch als Vize vom FC Visp
Ein wichtiger Bestandteil im Leben von Schwarz war auch der Fussball. In seinen jungen Jahren hat er es als Spieler bis in die erste Mannschaft geschafft. «Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich während der Nacht in der Bäckerei arbeitete und am nächsten Tag zu einem Auswärtsspiel, beispielsweise nach La Chaux-de-Fonds, reisen musste.» Auf der Hin- und Rückreise hat Schwarz im Bus geschlafen. Wieder in Visp angekommen, ging es dann sofort zurück in die Backstube. «Lange habe das aber nicht durchgehalten», sagt er. Dafür engagierte er sich fast 30 Jahre lang als Trainer der Visper Fussballschule und während elf Jahren amtierte er als Vizepräsident des FC Visp. Auch hier geht eine rund 50-jährige Ära zu Ende. Schwarz hört als Vizepräsident des FC Visp auf. Neben dem Skifahren und Wandern ist das Bocciaspiel das grosse Hobby von Schwarz, dem er sich jetzt noch intensiver widmen will. Dazu ist er seit acht Monaten stolzer Grossvater: «Den Fussball und einen Dress vom FC Visp habe ich schon parat, wenn mein Enkel einmal ein bisschen grösser ist», erzählt Schwarz schmunzelnd. Traurig, dass er seine Bäckerei aufgegeben hat, ist er nicht. Noch nicht. «Bis jetzt nehme ich es noch locker. Aber ich kann mir gut vorstellen: Wenn einmal alles durch ist, so kommen die speziellen Gefühle hoch.» Zuerst macht er jetzt ein paar Wochen Ferien. Danach will er sich eine Betätigung suchen, denn für Schwarz ist klar: «Ich bin nicht der Typ, der auf der faulen Haut liegen kann.»

Frank O. Salzgeber

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