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Belastete Standorte in Turtig werden genauer untersucht

Wie viel Quecksilber ist aus dem Grossgrundkanal in die tiefen Bodenschichten gelangt? Bohrungen sollen es zeigen.
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Wie viel Quecksilber ist aus dem Grossgrundkanal in die tiefen Bodenschichten gelangt? Bohrungen sollen es zeigen.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Um das Ausmass der Quecksilberbelastung in der Tiefe der Böden zu untersuchen, werden in Turtig ab Ende Monat Rammkernsondierungen durchgeführt.

Im Zuge der im Februar veröffen­t­lichten Untersuchungen zur Quecksilberbelastung im Siedlungsgebiet von Turtig stellte sich heraus, dass 49 Parzellen einen Quecksilbergehalt von mehr als 2 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Erde (mg Hg/kg) aufweisen. Diese Parzellen sind nach Gesetz sanierungspflichtig. Um die entsprechenden Sanierungsprojekte ausarbeiten zu können, werden ab Ende Monat nun Rammkernsondierungen durch die Firma BMG durchgeführt. Dabei wird eine Sonde von zehn Zentimetern Durchmesser etwa zwei Meter tief in den Boden gerammt. Dies ermögliche einerseits eine Beprobung des Bodens, andererseits liessen sich durch das Verfahren Rückschlüsse auf die verschiedenen Bodenschichten ziehen, schreibt BMG in einem Brief an die betroffenen Anwohner, der der RZ vorliegt. «Rammkernsondierungen sind ein verhältnismässig kleiner Eingriff in den Boden und Schäden sind keine zu erwarten», schreibt BMG weiter. Die Sondierungen sollen von Ende März bis Ende April durchgeführt werden. Der genaue Tag der Beprobung ihrer Parzelle konnte den Betroffenen aber noch nicht mitgeteilt werden, da dies vom Voranschreiten der Probeentnahmen abhänge. Die IG Quecksilber mit Präsident Thomas Burgener begrüsst derweil, dass nun weitere Untersuchungen vorgenommen werden, um die Sanierung der Parzellen voranzutreiben. «Es ist sehr wichtig, dass nicht lange gewartet und vorwärtsgemacht wird», sagt Burgener.

Kommt eine Klagewelle?

Während die Sanierung der Böden mit einem Wert von über 2 mg Hg/kg offenbar anläuft, ist die Situation bei jenen Parzellen, die einen Wert zwischen 0,5 und 2 mg Hg/kg haben, etwas komplizierter. Diese Parzellen werden zwar in den Altlastenkataster eingetragen, müssen aber nicht saniert werden. «Diese Regelung auf Bundesebene ist für mich absolut unverständlich», sagt Thomas Burgener. «Es kann nicht sein, dass die Eigentümer, die keinerlei Schuld an der Verschmutzung tragen, finanzielle Nachteile und Kosten davontragen.» Der Wert dieser Grundstücke würde stark sinken, ist Burgener überzeugt. «Niemand möchte ein im Kataster eingetragenes Grundstück kaufen. Darum fordern wir, dass auch diese Grundstücke und nicht nur die stark belasteten saniert werden.» Das dürfe aber nicht zulasten der Eigentümer gehen, so der IG-Präsident. «Es kann ja nicht sein, dass man mit einem stark belasteten Grundstück besser dran ist, als mit ­einem weniger stark belasteten», meint Burgener. «Wir fordern darum, dass Abklärungen gemacht werden, was eine Sanierung sämtlicher Grundstücke mit einem Wert von mehr als 0,5 mg Hg/kg kosten würde.» Wenn keine Lösung für die eingetragenen aber nicht sanierungspflichtigen Parzellen gefunden werden könne, so bleibe noch der zivilrechtliche Weg. «Eine Welle von Klagen wäre aber sicher nicht im Interesse der Beteiligten, weder der Betroffenen noch der Lonza», ist Burgener überzeugt. «Eine Sammelklage, wie man sie aus den USA kennt, ist hier nicht möglich, jeder einzelnen Betroffene müsste selber klagen. Das wäre mit viel Aufwand und Mühe für beide Seiten verbunden.» Positiv bewertet Burgener derweil die Zusicherung der Lonza, dass das Unternehmen auf die Einrede der Verjährung verzichtet, sofern diese noch nicht eingetreten ist, wie Lonza in einem Brief an die IG Quecksilber festhält. «Das ist ein positives Signal», sagt Burgener, «auch wenn dieser Verzicht vorerst nur bis Ende 2015 gilt.»

Kenntnis dementiert

In der vergangenen Session des Gros­sen Rates wurde dem Präsidenten der IG Quecksilber derweil vorgeworfen, als ehemaliger Staatsrat und Gesundheitsminister Kenntnis vom Quecksilberskandal gehabt zu haben, er sich nun aber aus politischen Gründen für die Geschädigten einsetze. «Das wäre politischer Selbstmord», dementiert Burgener. «Während meiner Zeit in der Regierung hatten wir keine Kenntnis von Quecksilberbelastungen im Raum Visp/Raron. Diese Anschuldigungen sind völlig aus der Luft gegriffen.»

Martin Meul

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